„Ich bin nächste Woche in Tel Aviv, kann ich dir von dort etwas mitbringen?“. Das ist Martina, die mir eine SMS geschickt hat. Die gerösteten, leicht gesalzenen und noch warmen Erdnüsse, die an der Dizengoff angeboten werden, sind nicht zu übertreffen. Aber sie schmecken bloss in Tel Aviv vortrefflich. Ich weiss nicht weshalb. Vielleicht bloss weil sie einfach zu dieser Stadt gehören. Ich bedanke mich bei Martina mit einer SMS. Seitdem man in Zürich beim kleinen Libanesen an der Badenerstrasse einen wunderbaren Humus essen kann, kann ich auf mitgebrachten Humus der Marken Miki und Telma aus Tel Aviv verzichten. Heinz ist dieser Tage wieder bei seinem Bruder in Holland. Heinz erkundigt sich nicht nach einem Mitbringsel. Heinz kennt meine holländischen Gelüste: Er wird wieder mehrere Rollen ‚King Pepermunt’, eine Packung kitschig farbiger ‚Muisjes’ und ein Glas Pindakaas mitbringen. Nirgendwo gibt es nämlich eine bessere Erdnussbutter als in Holland, auch wenn Albert Heijn seine Pindakaas neuerdings im Warengestell als Peanutbutter anpreist. Keith verbringt seinen Sommerurlaub im Ferienhaus seiner Eltern in den Midlands. „How many tins this time?“ fragt er. „Gerne eine, vielen Dank!“, antworte ich. Meine Dauerbestellung gilt „Tate & Lyle“ und steht in jedem guten Supermarkt in England im selben Gestell wie die Marmeladen. Ich weiss nicht, ob es die grün-goldene Verpackung, der süsse goldene Inhalt oder eine Kindheitserinnerung ist, die dazu geführt hat, dass alle meine Freunde, die nach England fahren, wissen, dass ich die Metalldosen von Tate & Lyle’s Golden Syrup sammle. Vielleicht ist es die Kombination von Geschmacksinn und Sehsinn gepaart mit Kindheitserinnerungen. Mit dem Verzehr dieser unerhört süssen Zuckermelasse komme ich schon seit langem nicht mehr nach. Manche Dosen, die Freunde mir mitgebracht haben, tragen Ablaufdaten, die einem die Lust am Öffnen des Metalldeckels nehmen. Andere sind noch nach Jahren zur Hälfte gefüllt. Während der Warenverteiler COOP jedes Mal, wenn ein Produkt seine Verpackung wechselt, auf dem Warengestell ankündigt: „Demnächst in neuer Verpackung“, ist Tate & Lyle so britisch: Seit meiner Kindheit sehen die Dosen von Lyle’s Golden Syrup gleich aus. Ich bin nicht der einzige, der diese Melasse, die süsser ist als Honig, entweder wegen ihres süssen Geschmacks oder wegen der immer selben Dose liebt: „Wo kann man in der Schweiz Lyle’s Golden Syrup“ kaufen, fragt ein Beat in einem Kochforum im Internet. „Freunde zu Besuch in England fragen“, habe ich ihm geantwortet. „Out of the strong came forth sweetness“ lautet der Satz unter dem Bild des liegenden Löwen auf der Dose. Der Schotte Abram Lyle, der diese wunderbare Süssigkeit erfunden hat, soll ein frommer und bibelkundiger Mann gewesen sein, der die Geschichte von Samson und dem Löwen gekannt haben muss. Seit 1885 wird Lyle’s Golden Syrup in den stets gleich aussehenden Blechdosen verkauft. Einzig in der Zeit des Ersten Weltkriegs soll Lyle’s Golden Syrup in Kartonverpackungen verkauft worden sein, weil die englische Armee damals alle Metallsorten für die Waffenproduktion benötigt hat. Auf meinem Küchenschrank stehen sie nebeneinander: 18 Dosen von Lyle’s Golden Syrup, alle aus England mitgebracht. Eine Kindheitserinnerung, die mir treu geblieben ist. Oder bin ich ihr treu geblieben? „Thanks a lot, no tin this time“ habe ich Keith in einer zweiten SMS geschrieben, nachdem ich mein Gewicht auf meiner Waage im Badezimmer gesehen habe. Oder soll ich Keith darum bitten, eine Dose mitzubringen und sie mir erst dann zu geben, wenn er die Zuckermelasse gegessen hat? Nein, das darf ich nicht. Keith ist Diabetiker.
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Pour qui ne sait pas comment utiliser les restes de Golden Syrup, voici une recette: c’est ultra-facile, ça a un goût d’enfance et c’est l’un de mes meilleurs souvenirs d’assistanat en Grande-Bretagne.
Ingredients: 120g cornflakes (lightly crushed), 25g butter or margarine, 100g wholemeal breadcrumbs, 400g golden syrup, grated rind and juice of one unwaxed lemon.
Method: 1. Preheat oven to 180°C (350°F, gas mark 4); 2. Place the cornflakes in a plastic bag and lightly crush with a rolling pin; 3. Melt the butter in a large saucepan over a gentle heat and stir in the cornflakes (reserve 2tbsp for decoration); 4. Mix well and press into a 20-22cm greased flan dish, building up the sides to form a flan case; 5. Cool in the refrigerator for 15 mins; 6. Transfer breadcrumbs to the same saucepan used for melting butter; 7. Add the syrup (reserving 1tsp for topping), grated lemon rind and juice; 8. Stir over a very gentle heat for 2-3 minutes to allow breadcrumbs to swell a little; 9. Pour the mixture into flan case. Using reserved cornflakes, create a star shape (or shape of your choice) on top of the tart and lightly drizzle 1 tsp of syrup on cereal around the edge; 10. Bake in a moderate oven at 180°C for 25 mins until golden brown and set.
Run a knife around the edge of the tart whilst still warm. Serve warm or leave to cool.
Bon, c’est sûr, ça ne facilite pas forcément les rapports avec sa balance, mais au moins ça se partage!
Wie schön dieses Bild doch ist. Wie edel diese Dosen doch aussehen. Typisch britisch. E.Graber
Wie schön dieses Bild doch ist. Wie edel diese Dosen doch aussehen. Typisch britisch. E.Graber