Pusan oder Busan. Es ist einerlei. Die einen schreiben den Namen der Hafenstadt im Süden Südkoreas mit einem B, die anderen bevorzugen den Buchstaben P. Pusan sei die ältere Schreibweise, sagte mir Herr Kim, mein koreanischer Gewährsmann in Zürich. „Aussprechen kannst du’s so oder so, wir Koreaner verstehen dich schon“. Eigentlich war Busan nicht mein Reiseziel, obschon alle, die ich kenne, die schon dort waren, von der Stadt am Meer schwärmen. Ich sollte über Busan nach Gyeongju. Und ich musste vorsichtig sein. Busan spricht sich locker aus, das ist fast wie Kodak, du kannst wirklich keinen Fehler machen. Aber Gyeongju? Mein koreanischer Gewährsmann in der Schweiz sprach mir den Namen mehrmals langsam vor und ich wiederholte ihn. „Perfekt“, sagte Herr Kim. Als ich aber nach einem 15-Stundenflug über Paris müde in Pusan ankam, hatte ich schon längst die richtige Aussprache vergessen. Und ohnehin begann ich die Namen der koreanischen Städte zu verwechseln. Gyeongju war nicht Cheongju und auch nicht Jeonju, wie man mich vor Ort aufklärte, auch wenn diese Namen so ähnlich aussahen und in meinen Ohren gleich klangen. Aber alles der Reihe nach. „Du gibst deinen Koffer am Flughafen in Zürich direkt nach Busan ab“, sagte mir Herr Kim in Zürich. Und er musste es wissen, denn alle zwei Jahre fliegt er über Seoul nach Busan, um seine Eltern zu besuchen. „Du steigst im internationalen Flughafen von Seoul in die Maschine nach Busan um, eine knappe Stunde später bist du dort“. Der Mann am Schalter von Air France sah das entschieden anders. Nein, er könne den Koffer nicht direkt nach Busan aufgeben. Ich müsse den Koffer in Seoul entgegennehmen und dann am Schalter der Korean Air wieder einchecken. „Aber mein koreanischer Freund“, sagte ich. Es nützte nichts. Mein Koffer bekam eine Klebeetikette mit den drei Anfangsbuchstaben des internationalen Flughafens von Seoul. „Bon voyage“, rief mir der Mann von Air France noch nach. Ich hätte beharren sollen. Ich hätte laut werden sollen. Ich sollte bestimmter auftreten, sagte mir später Esther. Ich kann Esther nachträglich nur zustimmen. Ich habe in Seoul zugeschaut, wie andere Reisende zur kleinen Inlandmaschine der Korean Air weitergingen, während ich mich zum Gepäckband begab, lange auf meinen Koffer wartete und den Anschlussflug nach Busan verpasste. Ich hätte fünf Stunden auf den nächsten Flug nach Busan warten müssen. „Sie können aber in zwei Stunden eine Maschine vom Inlandflughafen aus nach Busan nehmen“, erklärte mir die zierliche Frau von Korean Air. Was ich in dem Moment aber noch nicht wusste: Ich musste eine ganze Stunde lang unterwegs vom internationalen zum Inlandflughafen in einem Bus verbringen. Immerhin, ich hab’s geschafft. Ich bin über Busan in Gyeongju angekommen, das sich Giondschu ausspricht. Was ich bei meiner Ankunft noch nicht wissen konnte war, dass ich auf der Rückreise in Zürich ohne Koffer ankommen würde. Wahrscheinlich hatte sich der Schalterbeamte von Air France in Zürich an mir rächen wollen, weil ich allen in Gyeongju , die es auch nicht unbedingt hören wollten, die Geschichte vom überflüssigen Umweg erzählt hatte. „Nein, den Weg oder den Ort, wo sich Ihr Gepäck befindet, können Sie bei Air France leider nicht im Internet mitverfolgen“, sagte die freundliche Dame am Schalter in Zürich Kloten. „Ja, bei der Swiss geht das schon, auch bei Air Canada. Sie müssen sich einfach gedulden“. Ich habe mich zwei Tage lang nicht rasieren können, meine Augentropfen waren im Koffer, eine Ersatzzahnbürste hatte ich aber. Als mein Koffer dann endlich ankam, erzählte mir der Kurier, er müsse am selben Tag 25 verspätete Gepäckstücke in Zürich und Umgebung abliefern. Das sei ein guter Durchschnitt. Aber er sei nur einer von mehreren Kurieren. Er sah mich lachend an und sagte: “Breakfast in Bagdad, Lunch in Amsterdam, Luggage in Rio“.
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