Kebab-SMS

Mit alles?, fragt er. Ja, nicke ich. Mit scharf? Ich nicke wieder. Der Mann hinter dem Tresen füllt das Fladenbrot mit Salat und Tomaten und legt die dünnen, braunen Fleischstreifen nach. Mit Zwiebel? Wieder nicke ich zustimmend, worauf er Zwiebelringe nachlegt. Er drückt den Inhalt zusammen, jetzt kommt nochmals eine Fleischlage nach, er schaut mich an und fragt: Mit Sauce Sesam?, worauf ich ja sage. Mit Scharf? Ja. Fr. 9.50 kostet der Kebab am Stand gegenüber dem Möbelhaus. Ich habe die Münzen schon auf den Tresen hingelegt, jetzt kommt wieder eine Frage: Hier essen oder mitnehmen? Hier essen, sage ich. In Servietten eingebettet, nehme ich das Fladenbrot in die Hand, drehe mich um, es regnet, ich werde unter dem Vordach des Ladens stehen bleiben und hier essen. Ist gut Kebab sage ich ihm. Du Türke? Nein, ich kurdisch, gibt er zur Antwort. Noch andere Kebab hier?, frage ich und deute mit dem Gesicht die Strasse hinauf. Noch andere Kebab, sagt er. Was machen, wenn viel Konkurrenz und Kunden weg? Er schaut mich an, zögert und sagt: Ich nicht weg, ich hier bleiben. Viel Kurden hier? Hier viel Joguslav, sagt er. Ich: Wo du wohnen? Dietikon. Ich: Hier lange? Sieben Jahre Schweiz. Du Familie? Jetzt erst merke ich, dass ich schon längst SMS spreche. Warum du wissen wollen, sagt er. Ich: Einfach. Er: Du viel fragen. Was machen du? Ich Kebab gern, sage ich. Jetzt schaut er mich an, sein Ausdruck verändert sich: Wieso du komisch reden, du Schweizer, du Analphabet?

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Mehrsprachigkeit veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Kebab-SMS

  1. Tiara sagt:

    J’aime le texte Kebab-SMS. Et ‚Mit Maschine‘ aussi. Mais le premier me semble fonctionner mieux. Plus ramassé, moins expliqué. Tiara

Schreibe einen Kommentar zu Tiara Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert