Ich weiss nicht, weshalb ich gerade in jenem Augenblick an ihn dachte. Ich lag auf dem kalten Steinboden der Oude Kerk in Amsterdam, um den grossen Leuchter zu fotografieren, als mir Grischott einfiel. Ich habe seinen Vornamen vergessen. Aber ich sehe ihn deutlich vor mir, obschon meine Gymnasialzeit schon mehr als 45 Jahre zurück liegt. Grischott war ein Bündner, ein Rätoromane. Ob er mit Vornamen Andrin, Curdin oder Jachen geheissen hat? Ich weiss es nicht mehr. Fünfzehn Jahre nach der Matur stand ich im Kaufhaus Jelmoli in Zürich in der Schreibwarenabteilung, als mich ein Mann ansprach, der neben mir stand: „Wie geht es dir, Guggenheimer?“. Es war Grischott, mein Turnlehrer aus der Gymnasialzeit. Er duzte mich und sprach mich mit meinem Familiennamen an. Ich konnte es kaum fassen, dass ein Lehrer, der jahrzehntelang unterrichtet hatte, mich nach so langer Zeit immer noch erkannte und mit meinem Namen ansprach. Als ich ihn fragte, ob er sich denn an die Namen aller seiner Schüler – es müssen Hunderte gewesen sein – noch erinnern kann, meinte er: „Guggenheimer, Dich werde ich nie vergessen. Du warst der schlechteste Turnschüler, den ich je hatte“. Weshalb bloss fiel mir sein Name gerade dann ein, als ich auf dem kalten Steinboden lag und den riesigen Leuchter und die Decke der alten Kirche im Display meiner Kamera sah?
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lieber michael, sehe gerade in deinen texten den über TURNER, köstlich insofern, dass ich in ähnlicher situation war (als das turnabitur geschafft war, der abgrund zwischen den holmen des barrens, das PFERD, auf dem man sich die eier quetschen konnte, die STANGE (unendlich hoch)… kam ich heim und sagte so etwa sinngemaäss: der rest ist nicht mehr schlimm): die note wurde von dem mir wohlgesonnen turnlehrer – wohlgesonnen: weil er mich nebst turnen auch in englisch hatte – so bestimmt: Also dem Rüdiger (meinem besten freund) hätte ich gern eine 1 gegeben, aber er hat nur eine 2 geschafft. Du bist wenigstens zwei noten schlechter, als kriegst Du leider eine 4.