Parkplatzsuche? Kenn’ ich nicht. Warten im Stau auf der Autobahn? Lange her. Vor über zehn Jahren habe ich mein letztes Auto verkauft. Bahn, Tram und Bus sind meine Transportmittel. Dafür weiss ich, auf welchen Bahnstrecken es regelmässig zu Verspätungen kommt. Da bin ich nach zehn Jahren zu einem Experten geworden. Meine bevorzugte App am Smartphone heisst Wemlin: Wemlin sucht mir die nächste Busstation und gibt mir Bescheid, wie lange ich warten muss, bis der Bus oder die Strassenbahn kommt. Ich gebe zu, dass ich dennoch eine Schwäche für Autos habe. Wenn ich den Namen Borgward höre, dann sehe ich sofort Personenwagen, die mir immer schon gefallen haben. Und bei der Typenbezeichnung Ro 80 werde ich weich: Ich würde sofort einen Ro 80 von NSU kaufen. Ro 80 und die DS von Citroen sind für mich bis heute noch die schönsten Autos, die je hergestellt wurden. Sehe ich eine DS oder eine ID auf der Strasse, dann überquere ich die Fahrbahn, schau mir den Wagen genau an. Ich brauche keinen eigenen Wagen, aber wie schön wäre es dennoch, einen alten Citroen zu fahren. Ich habe eine Schwäche für Namen, die es nicht mehr gibt. Eine Renault Dauphine Gordini? Her damit! Einen Panhard, der wie eine fahrende Badewanne aussieht: Unbedingt in meiner Sammlung aufnehmen. Ein DAF Variomatic? Ich hör den Wagen vorbeitakten! Den letzten habe ich auf der niederländischen Watteninsel Vlieland stehen gesehen. Eine Susita? Wird schon lange nicht mehr hergestellt, ist nur noch im Museum zu haben. Ich gebe es zu: Ich fotografiere diese Autos, die meistens in Kleinstädten in der Provinz irgendwo auf der Strasse vor einem Einfamilienhaus stehen. Ich fotografiere sie seit Jahren schon. In meiner Sammlung am häufigsten anzutreffen ist der Wellblech-Kastenwagen HY von Citroen. Beinahe hätte ich einen solche besessen. Ich hätte nur Ja sagen müssen. Tim Maxeiner muss eine ähnliche Liebe zu Autos von früher haben wie ich. In Los Angeles hat er Autos, die vor Häusern stehen, fotografiert: Amis von früher. Studebakers, Buicks und Oldsmobiles, Cadillacs mit Haifischflossen, Chromleisten und lila Dach. Das sind nicht meine Autos, ihnen schaue ich nicht nach, wenn sie an mir vorbeifahren. Aber einem schwarzen Peugeot 403 aus den 60er Jahren schaue ich immer nach. Und ich bin stets bereit, eine Strassenbahn oder einen Zug zu verpassen, wenn sich die Möglichkeit ergibt, einen alten Franzosen zu fotografieren.
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