La pince à linge

Gegen Mittag kommt der Briefträger in seinem hellgelben Citroen Nemo Lieferwagen vorbei. Er fährt den Weinreben entlang und hält immer wieder an, um Briefe und Zeitschriften abzuliefern. Die Briefkästen stehen bei den Gartentoren an den Einfahrten der Häuser. Und die Bewohner wissen ganz genau, wann der Briefträger vorbeikommt, denn sie hören, wie er die Wagentür wieder zuwirft, Gas gibt und weiterfährt. Mit den Jahren hat es sich so eingebürgert, dass die Briefträger in den Dörfern des Departements Vaucluse nicht nur die Post bringen. Sie holen die Post auch ab, sie sammeln sie unterwegs bei ihren Kunden ein. Das gehört zwar nicht zu ihren Aufgaben. Aber in den Dörfern rund um das Bergmassiv der Dentelles de Montmirail kennt man sich gut, hilft man sich gegenseitig. Eine Wäscheklammer ist stets das Signal für den Briefboten. Hat der Briefträger keinen Brief dabei, den er abliefern muss, sollte jedoch eine Postsendung mitnehmen, dann wird eine Wäschenklammer am Briefkastenschlitz angemacht, damit er weiss, dass er wieder anhalten sollte. Handelt es sich bloss um einen einzigen Brief und ist das Wetter trocken, wird der Brief gleich gut sichtbar mitgeheftet. Frankiert muss er aber sein, denn Briefmarken verkauft der Postbote keine. Es ist auch schon vorgekommen, dass jemand die Briefsendungen mitgenommen hat, ohne dazu befugt zu sein. Das hat sich herumgesprochen und seither ist klar, dass man keine Cheques und keine Bankdokumente auf diese Weise verschicken sollte. Immer gegen Ende des Jahres und zu Jahresbeginn stecken an vielen Briefkästen Wäscheklammer, ohne dass die jeweiligen Hausbewohner einen Brief zur Mitnahme hingelegt hätten. Das ist die Zeit, in der ein Briefumschlag für den Briefträger im Paketfach liegt. Eine Karte mit den besten Wünschen für das neue Jahr und dazu noch ein 10 oder sogar 20 Euroschein und ein Dank für den besonderen Service, von dem die Zentrale der Postverwaltung in Paris nichts weiss, nichts wissen muss.

Dieser Beitrag wurde unter Landleben veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert