Im Januar hatte ich meine Stelle verloren, im Februar musste ich mich vom Schock erholen, im März begann ich die Stellenanzeigen genau zu studieren, im April war mir klar geworden, dass es keine Stellen gab, um die ich mich bewerben könnte, im Mai besuchte ich den vom Arbeitsamt organisierten mehrtägigen Kurs „Berufliche Standortbestimmung“, im Juni war ich ratlos und im Juli war mir die Idee zugeflogen, wie ich zu Geld kommen könnte. Die Ortschaft hiess Flawil, eine kleine Stadt im Kanton St.Gallen, nicht grösser als Langenthal im Kanton Bern, nur feierte gerade der Kanton St.Gallen sein zweihundertjähriges Bestehen. In Langenthal wäre ich niemals auf die Idee gekommen. Auf dem Marktplatz von Flawil stand ein Theaterzelt, hier wurde ein Stück zum Kantonsjubiläum aufgeführt. Ich hatte gar nicht vor, dieses Theaterstück zu besuchen, aber ein Bier wollte ich an diesem warmen Sommerabend in der Kneipe des Wandertheaters trinken. Ich ging mit der Bierflasche in der Hand auf die Tische zu, ein Mann und eine Frau begrüssten mich und fragten, ob ich anschliessend auch ins Theaterzelt käme. Ich hatte nicht vor, mir den Abend durch einen Theaterbesuch zu blockieren, sie aber baten mich darum, ihr Stück unbedingt anzuschauen, denn bloss 30 Karten seien im Vorverkauf bestellt worden und das Theaterzelt böte Platz für 150 Zuschauer. An diesem schönen Sommerabend sei wohl kaum mit weiteren Besuchern zu rechnen. „Für fünfzehn Franken bin ich dabei“, sagte ich spasseshalber. Und ich bekam zu meinem Erstaunen fünfzehn Franken dafür, dass ich mir das Stück anschaute. Die Eintrittskarte bekam ich obendrein ohne Bezahlung in die Hand gedrückt. Das war die Geburtsstunde meiner Firmenidee. “Go out – come in“ heisst meine Agentur. Jede Theatertruppe, jede Jazzformation, jeder Autor kann mich und meine Leute bestellen. Dreissig Personen an eine Lesung. Kein Problem. Wer mehr Besucherinnen als Besucher wünscht, kann das melden. Siebzig Männer und Frauen an eine Theateraufführung? Meine Leute sind dabei. Ich liefere sie. Ich führe auch Schwarze und Asiaten im Angebot. Bei Lesungen lassen sich auch Besucher aufbieten, die nach der Lesung Fragen stellen. Ich biete Leute auf, die an Premieren klatschen oder Buh rufen. Veranstalter, die ihre leere Stuhlreihen füllen möchten, können Besucher im Anzug und mit Krawatte bestellen und Besucherinnen mit langem Rock. Wir kommen per Bahn, Bus oder mit Privatautos an, je nach Wunsch. Wer will, lässt sich die Parkplätze vor dem Theater mit Privatautos füllen. Das sieht immer gut aus. „Statisten mit Profil“ nenne ich mein Angebot. Erst kürzlich berichtete die Berner Zeitung, der „Hauptmann von Köpenick“ am Theater Langenthal vom Theaterverein „Harmonie“ aufgeführt, sei ein Publikumserfolg. Kein Wunder, wir waren am ersten Abend dabei, wir haben „Bravo“ gerufen. Nachdem die Kritik in der Zeitung erschien, wurde das Stück in Langenthal auch wirklich zu einem Publikumserfolg.
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Ein traum von einer Geschäftsidee. Hiermit möchte ich mich um die Stelle als qualifizierter Statist bewerben.
Profiltyp: Statistin
Geschlecht: weiblich, bei Bedarf queer
Spielalter: 40 – 60 Jahre
Körpergrösse: 175 cm
Statur: ansprechend
Erscheinung: von gepflegt bis verwegen
Augenfarbe: blau
Führerschein: Klasse Luxus, Fahrrad nur wenn unbedingt nötig
Muttersprache: Deutsch
Fremdsprache: nebst gängigen Sprachen kann auch gediegen geschwiegen werden
Spezielles: beherrscht sämtliche Rollen von hysterischer Fan bis zu unterforderter Intellektueller
Buchungsorte: ganze Schweiz
Buchungsbedingungen: zusätzlich zu Honorar Spesen für Nachtessen und Übernachtung obligatorisch