Ein Taxi in Tel Aviv? Kein Problem: Man stellt sich an den Strassenrand hin, schaut nach beiden Seiten aus und schon ist ein Taxi in Sicht. Die Stadt wimmelt nur so von Taxifahrern, die auf der Suche nach Fahrgästen sind und immer wieder Passanten auf dem Gehsteig mit aufdringlichen Hupsignalen auf sich aufmerksam machen. Die Probleme beginnen erst im Taxi. „Die Strasse mit Namen Shderat Jozer kenne ich nicht“, sagt der Fahrer. Und er doppelt nach: „Diese Strasse gibt es nicht in Tel Aviv!“ „Ich weiss, dass es sie gibt, ich war ja schon dort. Dann fahr mich an die Arba Aratzot Ecke Jabotinsky!“, sag ich ihm. Ich könnte ihm Fotos von der Wohnung meines Freundes Amnon an der Shderat Jozer zeigen. Wir fahren los, der Fahrer denkt nicht daran, die Musik leiser zu stellen. Während der Fahrt telefoniert er laut, immerhin verfügt er über eine Freisprecheinrichtung. „He, du bist an der Kreuzung vorbeigefahren“, ruf ich von hinten, als ich die Strassenecke sehe, an der ich aussteigen wollte. Der Mann telefoniert weiter und scheint mich zunächst nicht gehört zu haben. „He“, rufe ich laut, „wir sind an Arba Aratzot vorbeigefahren“. Der Wagen hält, wir sind zu weit gefahren, ich muss mit meinem schweren Koffer 200 Meter zurücklaufen, es ist eine Einbahnstrasse, an ein Wenden ist nicht zu denken. Keine Entschuldigung. „Gehen ist gesund, es sind nur 50 Meter“, sagt er Mann, dem ich jetzt kein Trinkgeld geben mag. „Gibt’s kein Trinkgeld?“ fragt er laut, als ich aussteige. Er steigt nicht aus, meinen Koffer muss ich aus dem Kofferraum hieven. Immerhin hat er mich in die Nähe von Shderat Jozer gebracht. Ich erinnere mich an einen anderen Taxifahrer beim letzten Besuch. Als ich schon im Wagen sass und die Adresse nannte, schaute er mich an und sagte: „Ich kenne Tel Aviv nicht, ich fahre sonst in Jerusalem, wo liegt denn die Shderat Jozer?“
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Was an diesem Text gefällt: Zwar führt er uns nach Tel Aviv, aber die Erfahrung, die der Erzähler macht und uns mitteilt, ist allgemein: Ich erinnere mich an den Taxifahrer, der mich in Zürich vor dem Kunsthaus ratlos anschaute, als ich den Wunsch äusserte, an die Josefstrasse gefahren zu werden. Er sei neu im Beruf, sagte er, ob ich ihm sagen könne, wo die Josefstrasse sei. Ich wollte den Mann, der eindeutig kein Einheimischer war, nicht verletzen und dirigierte ihn zur gewünschten Adresse, ohne daran zu denken, dass ich die Einbahnstrassen von Zürich nicht kannte. Wir hatten lange, bis wir am Ziel ankamen. Und die Taxirechnung war gewiss höher als sie mit einem ortskundigen Fahrer gewesen wäre.