„Ich verreise nicht mehr“, sagte Albert eines Tages. Albert war vor Jahren auf dem Kilimandscharo gewesen. Albert zeigte früher gerne Dias, die er in Peru und Argentinien aufgenommen hat. Nicht nur ferne Länder hat er bereist. Ich erinnere mich gerne an seine Erzählungen nach ausgedehnten Radtouren in Frankreich und Wanderungen in Norwegen. „Wo du hinkommst, sind alle schon da“, sagt er. „Du wartest stundenlang am Flughafen, du sitzst in überfüllten Flugzeugen und Zügen, die Strassen sind verstopft, du stehst im Stau und leidest unter der unerträglichen Hitze, MacDonald, H&M, Douglas und alle die anderen Kettenläden sind überall: Ich höre auf.“ Albert ist konsequent. Albert reist seit geraumer Zeit nicht mehr. Seine Ferien verbringt er zu Hause. Das Abenteuer liege um die Ecke, Türken und Inder, Nigerianer und Amerikaner, Brasilianer und Holländer könne er auch hier treffen. Albert zieht in seinen Ferien zu Fuss durch die Stadt und fotografiert. Er fotografiert und unterhält sich mit den Einheimischen und Zugezogenen. Und damit klar ist, dass er nicht mehr reist, hat Albert alle seine Koffer aus dem Keller geholt und sie im Hof aufgehängt. „Ich brauche keinen Koffer mehr“, sagt er. „Und wenn du ins Krankenhaus musst, wie nimmst du dann deinen Morgenrock, deine Waschsachen und die Reservekleider mit“, habe ich ihn gefragt. Albert schaute mich verwundert an. „Leihst du mir dann einen Koffer?“, sagte er.
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Wie richtig Ihr Albert liegt! Alle reisen heute, alle waren schon in Indonesien oder Australien. Zum Beginn der Sommerferien vor einigen Tagen sollen am Flughafen Kloten Tausende abgeflogen sein. Und was erleben sie im Ausland, was lernen sie im Ausland? Nicht viel. Ich arbeite in einem Betrieb der Fotobranche, wo ich jahrelang Bilder bearbeitet habe, die andere aus den Ferien mitgebracht haben. Ich kann Ihnen sagen, dass so viele immer wieder mit den genau selben Motiven heimgekehrt sind. Die Pyramiden von Gizeh, den Cala Grande, das Colosseum. Alle sehen dasselbe. Und wenn sie in Asien waren, dann haben sie die Kultur der Araber, der Inder, der Indonsier nicht verstanden. Ihr Albert liegt richtig. Das Abenteuer liegt um die Ecke. Andreas Berg, Kreuzlingen
Aber das Bild! Ein Denkmal dem Gepäck! Ist Albert ein Künstler? Die fliegenden, abgenutzten, durchnässten Koffern schweben wohl noch durch seine Träume. Wo schläft Albert? Würde ihn gerne mal fotografieren wenn er schläft.