Am häufigsten passiert es mir in der Strassenbahn oder im Bus. Ich bin irgendwohin unterwegs, die Strecke ist zu kurz, um ein Buch zu lesen, ich blicke hinaus, sehe die Passanten, schaue mir die Häuser an, nehme die Namen der Läden wahr, sehe die vorbeifahrenden Autos und lese immer wieder die Angebote der Läden, die Aushangzettel der Tageszeitungen an den Kiosken oder die Plakattexte. Ist es die Müdigkeit oder eher die Übersättigung an Informationen, die dazu führt, dass ich regelmässig Aufschriften falsch lese? Vor kurzem wurde die „Verlosungsabteilung von Ringier“ bei mir zur „Verlobungsabteilung von Ringier“. Weshalb nicht? Ein anderes Mal rätselte ich darüber, was eine „Stabile Fäkalunion“ sein könnte, wo es im Text der Zeitung meines Sitznachbarn um die „Stabile Fiskalunion“ ging. In der Digitalanzeige im Bus staunte ich vor kurzem darüber, was „Verschiedne Bulimien“ bei den Verkehrsbetrieben der Stadt Zürich zu suchen hätten, dabei stand da, dass „verschiedene Buslinien“ verspätet seien. Auf einem Aushangzettel der Lokalzeitung las ich etwas später: „Zürich unterzieht sich einer Sprachübung“. Dabei unterzog sich die Stadt einer „Sparübung“. Und obschon ich immer meine Brille trage, las ich auf dem Aushang der Boulevardzeitung: „Ehemals höchster Optiker rastete aus“. Dabei war es der höchste Opfiker, der Vorsitzende des Gemeindeparlaments der Stadt Opfikon. Gestern war’s dann ein Ausstellungsplakat, auf dem ich „Giacometti. Die Detonation“ las. Dabei warb das Plakat bloss für die Donation, die Schenkung, an das Kunsthaus Zürich. Noch seien „6000 Fichten hängig“, lautete vor kurzem der Titel eines Zeitungstextes. Dabei handelte es sich aber keineswegs um hängende Bäume, sondern um Fichen, die bei den Polizeibehörden registriert sind. Dass ein toter Junge ein Kind retten konnte, war indes nicht meiner Müdigkeit oder Zerstreutheit zuzuschreiben. Als ich am Bahnhof ausstieg, sah ich die erstaunliche Schlagzeile nochmals. Wirklich kein Traum! Ein toter Bub rettete wirklich ein Kind. Und jemand hatte am selben Tag Jesus in Solothurn geklaut. Jesus war für mich bis anhin nicht übers Heilige Land hinaus gekommen. Und doch: Wer weiss?
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Sorry: Der Titel des Textes heisst eigentlich „Schlachtfehler“. Leider lässt sich die Korrektur nicht mehr anbringen.