Den Namen hatte der Hundezüchter bestimmt. Den Hund ausgewählt hat die Mutter. Gehört hat der Hund dem Vater. Und gekauft haben die beiden den Hund für ihren Sohn. Nur wusste er nicht, dass der Hund seinetwegen angeschafft wurde. „Dackel passen in eine Stadtwohnung. Mit Kindern vertragen sich Dackel recht gut“, hatte der Hundezüchter gesagt. Und weil sie in einem Haus mit Aufzug wohnten, hatte er keinerlei Bedenken, ihnen den Hund zu verkaufen. „Treppensteigen ist Gift für Hunde mit langen Rücken und kurzen Beinen“, meinte der Zwingerbesitzer. „Der Junge muss mehr raus“. „Der Junge hat zu wenig Bewegung“. „Emil muss mehr unter die Leute“. Das waren die Argumente, die zum Kauf geführt hatten. Es durfte kein grosser Hund sein. Denn das Auto war nicht gross und auch die Wohnung nicht. „Wenn du mittags aus der Schule nach Hause kommst, gehst du zuerst mit Nickie spazieren. Zwanzig Minuten. Das ist das Minimum. Und nach dem Abendessen nochmals“. Mutter war für den Morgenspaziergang nach dem Frühstück zuständig. Vater führte den Hund noch vor dem Schlafengehen aus. Warum bloss musste es ein Langhaardackel sein? Der Sohn kam sich lächerlich vor mit diesem Kurzbeinhund. Mit einem deutschen Schäferhund oder mit einem Dobermann hätte er sich gern gezeigt. Mit dem Dackel schämte er sich. Mittags und abends immer die gleichen Spazierstrecken. Und er konnte den Hund nie freilaufen lassen. Für das Fressen war er auch zuständig. Wie er den Gestank dieser Doseninhalte hasste. Wie er den Gestank verabscheute, der aus dem Maul von Vaters Hund kam. Das Fleisch in diesen Dosen ekelte ihn an. Und immer diese blauen Kotsäckchen, die an der Hundeleine befestigt waren. Den Plastiksack um die Hand stülpen, die manchmal noch warmen Hundekegel in der Handfläche spüren, das Säckchen dann zubinden und mitnehmen. Wenn er sicher war, dass niemand ihm zuschaute, liess er den Hundekot auch manchmal einfach liegen. Er fand das alles so eklig. Und dann zog dieser Dackel immer so sehr. Er mochte das Gebell auch nicht, nichts an diesem Hund mochte er, dabei musste er diesen Hund lieben. „Du musst mit Nickie ab und zu auch sprechen!“ Hast du den Hundekorb heute schon gereinigt?“. „Wäschst du dir auch immer die Hände?“. „Gehst bitte heute auf dem Heimweg von der Schule noch beim Metzger vorbei und holst noch Knochen für Nickie? Und bring noch ‚Royal Canin Sensible 30’ mit!“. Einmal hat er die Chicken Sticks der Marke Animonda einem Klassenkollegen als Pausenverpflegung hingelegt. „Du könntest doch die blauen Säckchen im Robidog verschwinden lassen, das ist hygienischer als bei uns im Mülleimer“. Immer er. Immer musste er sich um den Hund kümmern, den er nicht ausgesucht hatte. Wie er diese Spaziergänge weg wünschte, die ihn vom Lesen abhielten. Am Stadtrand auf der grossen Wiese neben der Autobahnnauffahrt auf der weiten Wiese beim Wald durfte er den Hund frei laufen lassen. Nur dort. „Das tut Nickie gut“, sagte Vater. „Geh wieder zur Allmendwiese und lass’ Nickie laufen!“. Als Nickie eines Tages Reissaus genommen hatte und nach drei Wochen immer noch nicht auftauchte und nirgendwo gefunden werden konnte, beschlossen die Eltern, einen neuen Hund zu kaufen. Was sie nicht wussten: Ihr Sohn hatte mit einer Schaufel Nickie im Wald erschlagen und in einem Erdloch verscharrt. Ob er Nickies Nachfolger auch erschlagen sollte? Er würde es tun. Er würde wieder nach Hause gehen und sagen, der Hund sei weggerannt, Nur durfte er diesen Hund nicht allzu schnell erschlagen, weil das auffallen könnte. Er müsste abwarten. Und er würde schon wieder diesen ekligen Geruch des Hundefutters ertragen müssen. Und er müsste schon wieder sich fremdschämen für den kleinen Hund mit den kurzen Pfoten.
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