Tulpen uit Amsterdam

Dichter Nebel erdrückt das flache Land. Heute sind die Kirchtürme von Hillegom, Lisse, Sassenheim und Uithoorn wieder nicht zu sehen, nur eine Nebelwand, aus der die weissen und gelben Lichter der vorbeifahrenden Autos plötzlich auftauchen. Die Stille des anbrechenden Tages wird von den Motoren der schweren Lastwagen zerschnitten, es sind die grossen Transporter aus Aalsmeer und Haarlem, in denen in Kartons gelagert und in Zellophan in Bündeln von immer 24 Stück verpackt die Blumen aus den Gewächshäusern in die Einkaufszentren unterwegs sind. Vierzigtausend Tulpen pro Lastwagen. Dreissig Farben und ebenso viele phantasievolle Namen wie Flamingo Purissima, Washington, Corona, Dordogne, Wirosa, Blue Parrot oder Burning Heart. Züchtungen, die auch in Plastiksäckchen angeboten werden: Tulpenzwiebeln für den Garten vor dem Einfamilienhaus unterwegs zu den Gartenzentren. „Tulpen aus Amsterdam“ heisst das alte Lied. Aber es gibt heute nichts zu singen auf dem Weg in die Supermärkte und Blumenläden von Amsterdam und Utrecht bis nach Zürich und Bern, wo sie zu hunderten farbig und duftend in Plastikkübeln ausgeladen werden und auf Käufer warten, um vier oder fünf Tage später in die Mülleimer hineingezwängt zu werden. Es ist Frühling, die Tulpen sind wieder unterwegs.

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