Alle zwei Wochen am Dienstagnachmittag nach vier Uhr hielt der schwarze Wagen auf dem Wendeplatz der Sackgasse beim nahen Krankenhauseingang an. Es dauerte immer einige Minuten, bis der Fahrer des umgebauten Lastwagens und seine Assistentin die Hecktüren und die ausklappbaren Seitenwände öffneten. Zuerst kamen die Patienten des Krankenhauses Assuta dran. Sie erschienen in ihren Morgenröcken, manche in Trainingsanzügen, immer wieder von Krankenschwestern oder Verwandten begleitet. „Seid ruhig, ihr müsst noch etwas warten“, rief der Fahrer uns Kindern zu. War der letzte Patient verschwunden, kamen wir dran. Wir Kinder durften in den Lastwagen klettern. Hier sass an einem winzigen Pult Frau Safra, die streng dreinblickende Bibliothekarin, der wir unsere Bücher zurückgaben. „Zuerst die Bücher zurück, erst dann dürft ihr euch neue Bücher auswählen“, sagte sie jedes Mal. Draussen neben dem Wagen standen die Erwachsenen, meistens Frauen aus der Nachbarschaft, die sich ihre Bücher auswählten. Wir Kinder mussten jedes Buch, das wir ausleihen wollten, der Bibliothekarin einzeln hinlegen. Nicht jeden ausgewählten Titel durften wir auch ausleihen. „Für dieses Buch bist du noch zu jung“, konnte Frau Safra sagen, um das Buch dann zur Seite zu legen. „Wähl’ dir ein anderes.“ Drei Bücher durften wir jedes Mal mitnehmen, mehr nicht. Nicht immer mochte ich ein ausgeliehenes Buch zu Ende lesen. Obschon ich dem Buch gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte, wenn ich es nach dreissig Seiten schon aufgab, weil es mich langweilte. Brachte ich drei dicke Bücher an einem Dienstag zurück, schaute mich Frau Safra mit einem bedrohlichen Blick an und fragte, ob ich alle drei Bücher auch wirklich zu Ende gelesen hätte. Amnon, den Nachbarsjungen, der schon ins Gymnasium ging, konnte ich mit der Zeit davon überzeugen, für mich jene Bücher auszuleihen, die mir Frau Safra nicht geben wollte, weil ich angeblich zu jung für diese Bücher war. Einzige Bedingung war, dass ich ihm jeweils nach der Lektüre seiner Bücher, die er nicht gelesen hat, den Inhalt erzählte, damit er die lästigen Fragen der Bibliothekarin auch beantworten konnte. So kam ich schon früh zu Büchern, die ich eigentlich nicht hätte lesen sollen. “Der Graf von Monte Christo”, “Die Schatzinsel” und Jules Vernes “Reise zum Mittelpunkt der Erde” hat Amos in jener Zeit durch mich kennengelernt.
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Was für ein schönes Vehikel – und was für eine wunderbare Einrichtung. Welch herrliche Erinnerungen an frühe Leseerlebnisse. Bei uns gab es in der Schule jeweils eine massive Holzkiste mit den stufengerechten Büchern. Oft waren die Bände arg zerlesen. Der Lehrer selbst gab die Lektüre heraus und nahm den Lesestoff nach eingehender Kontrolle – wehe, da gab es Benutzerspuren! – wieder zurück. Tempi passati.
Oder könnte das Bücherauto eine Nische werden, zum Beispiel für Buchhändler ohne Buchhandlung? Das Auto fährt ins Quartier, der Lautsprecher gibt die neuesten Titel bekannt, die Leute strömen aus den Häusern und kaufen, kaufen, kaufen. Immerhin die Miete dürfte wesentlich kleiner sein als in der Zürcher Innenstadt. Ganz bestimmt ein wesentlicher Faktor für die Preisgestaltung. Zudem kämen die Bücher zu den Leuten, statt umgekehrt. Oder ist der Zug bereits abgefahren, das Buch bald nur noch ein Online-Artikel?
Je viens de lire le texte sur votre blog. Et je vous envoie un petit texte. Peut-être qu’il vous plaira.
«Que faites-vous, Mademoiselle?»
L’attaque est tellement brusque, la question si inattendue, que l’enfant sursaute et, dans un même mouvement de surprise et de peur, referme le dictionnaire.
«Que faites-vous, Mademoiselle?», répète la religieuse dans le dos de l’enfant et, interrompant les bredouillements de cette dernière: «Que cachez-vous dans ce dictionnaire? Montrez-moi»
L’enfant ouvre le dictionnaire et découvre un mince volume de poche.
«Les Liaisons dangereuses! D’où sortez-vous ce livre?»
L’enfant tente une explication, le cours de français, la littérature du XVIIIe siècle.
«Je doute que cette littérature fasse partie de votre programme, Mademoiselle, vous viendrez en retenue mercredi.» Et, au mot de «littérature», la bouche de la religieuse se crispe légèrement, comme sous l’effet d’un acide.
«Maintenant, donnez-moi ce livre, j’en référerai à la mère supérieure qui convoquera vos parents.»
Les autres enfants dans la salle se sont arrêtées de travailler et observent la scène en silence.
«Allons, Mesdemoiselles, cessez de baguenauder et retournez à vos travaux. Et que ce soit clair, l’étude est là pour vous permettre de faire vos devoirs, non pour lire!»