Wandern

Seitdem ich nicht mehr wandern kann, kenne ich mich viel besser aus in den Bergen. Fragt mich jemand, wohin man von Wasserauen aus wandern soll, dann schlage ich eine Wanderung über den Rotsteinpass zur Zwinglipasshütte vor. Ich weiss, das ist kein Spaziergang, aber ein Zwischenhalt im Berggasthaus Rotsteinpass verschafft eine Verschnaufpause auf dieser Tour. Das Alpsteingebiet in der Ostschweiz ist eine meiner Lieblingsregionen. Etwa die Hundsteinhütte als Wanderziel: Unten liegt der Fälensee und auf der anderen Hangseite diese imposante Sicht auf die Kreuzberge. Ich empfehle jeweils den Zustieg von Brülisau aus, der Weg ist gut weiss-rot markiert. An zweiter Stelle kommt bei mir das Bündnerland. Aber auch im Wallis kenne ich mich nicht schlecht aus: Die Almagellerhütte mit dem tollen Blick auf die Mischabelgruppe ist immer wieder ein besonderes Erlebnis. Von der Hörnlihütte und vom Berggasthaus Matterhorn rate ich allerdings eher ab, hier tummeln sich im Sommer zu viele Touristen. „Wo würden Sie hingehen, was empfehlen Sie uns?“, fragen mich die Leute. „Was suchen Sie, welche Herausforderung soll es denn sein?“, lautet meine Gegenfrage. Dann nennen mir die Leute ihre Vorlieben, während ich sie genauer anschaue und ihre Energie und Ausdauer einzuschätzen versuche. Wanderungen von Hütte zu Hütte sind meine Spezialität, die empfehle ich am häufigsten. Die Zweitagewanderung von Flums im Kanton St.Gallen nach Matt im Kanton Glarus gehört zu meinen bevorzugten Touren ebenso die Wanderung von Elm über die Sardonahütte nach Flims, die ich gerne detailliert beschreibe. Seitdem ich wegen meiner zweifachen Kniearthrose nicht mehr wandern kann, habe ich mich zu einem gefragten Wanderberater entwickelt. Mein Platz im Bergsportladen ist gleich neben der reichhaltigen „Alpenbibliothek“. Ich sitze an einem Schreibtisch, die Leute setzen sich mir gegenüber und ahnen nicht, dass ich all diese Bücher regelmässig genau konsultiere, seit Jahren nicht mehr in den Alpen war, mein alpiner Erfahrungsschatz bloss angelesen ist. „Es kommt auf die Art an, wie man Menschen für etwas begeistern kann“, sagt der Besitzer des Bergsportladens.

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