Neulich wieder im Teppichhaus Marxner an der Eberdingerstrasse, dem Teppichhaus mit Stil. Fünf Stockwerke, hunderte Teppiche aus aller Welt, handgeknüpfte aus dem Iran, aus der Türkei und aus Tunesien sowie maschinell hergestellte aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz. Weil sich ein Teppich mit den Bildern eines Wohnzimmers vielmehr als mit den Möbeln vertragen sollte, weil Farben und Formen von Teppich und Wandschmuck zueinander passen sollten, wandert man hier mit der Preisliste in der Hand von einem Raum zum nächsten, kann sich hinsetzen und die Muster eines Teppichs auf sich einwirken lassen. In jedem Raum liegen auf Lesetischen illustrierte Fachbücher, in denen man die Besonderheiten von Teppichen nachschauen kann. Hier liest man zum Beispiel , dass ein Abadeh-Teppich, ein handgeknüpfter persischer Teppich aus kräftigem, kurzem Flor aus dem Dorf Abadeh, gelegen zwischen Isfahan und Schiras im Iran, ist. Hier erfährt man, dass Savonneriemuster aus den Pariser Ateliers von Pierre Dupont stammen. Kein anderes Teppichhaus weit und breit bietet diesen Service, kein anderes Haus liefert zum neuen Teppich gleich das passende Wandbild im Original oder einen qualitativ hochstehenden Kunstdruck. Ich schätze die grosse Teppichausstellung insbesondere an schwülen Tagen im Hochsommer wegen den klimatisierten Ausstellungsräumen. Ganze Nachmittage habe ich hier schon verbracht, mich in Texte über Teppiche vertieft. Weil hier hervorragende Drucke berühmter Bilder hängen, schauen auch andere hier vorbei, die sich bloss wie ich wieder einen Picasso oder einen Hodler, einen Macke oder Mondrian anschauen wollen, ohne gleich nach München in die Pinakothek der Moderne fahren zu müssen. So beliebt ist das Teppichhaus Marxner mittlerweile, dass Eigentümer Hubert Marxner jeweils dann sein Haus bis spätnachts offen hält, wenn die ‚Nacht der Museen’ stattfindet. ‚Nacht der Bilder’ heisst dieser Anlass im Teppichparadies. Anlässlich der letzten ‚Nacht der Bilder’ an der Eberdingerstrasse habe ich an einer Führung teilgenommen, an der eine attraktive junge Kunsthistorikerin Bilder des Expressionismus und Teppiche aus dem Iran miteinander verglich. Auch ich habe in dieser Nacht einen Teppich für mein Fernsehzimmer gekauft. Und gleich noch einen Druck von einem Bild des Schweizer Malers Cuno Amiet, obschon in meinem Fernsehzimmer seit drei Jahren ein blauer jordanischer Beduinenteppich aus Bani Hamida liegt und drei grossformatige Fotografien von der letzten grossen Wanderung im Valle Maira in Italien hängen.
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Im Unterschied zu den grossen Teppichauktionen namhafter Häuser im Ausland (meine Leidenschaft für Teppiche aus dem Südwestkaukasus führt mich weit herum), scheint hier kein Dresscode vorgegeben zu sein. Auf einer Radtour unterwegs, schnell noch ins Teppichparadies und nebenher ein Auge voll eines Segantini oder Giacometti nehmen. Wie entspannt und doch konzentriert dieses Publikum sich dem Gezeigten widmet, so ganz anders als das distanzierte Gehabe in anderen Sammlungen herausragender Stücke, seien es Teppiche oder Bilder. Schade nur, dass es sich bei den Bildern lediglich um Kunstdrucke handelt.