Alle drei Monate fahren Vater, Mutter und die beiden Kinder zur Grossmutter. Sie wohnen in Bern und Vaters Mutter lebt im Toggenburg. Dort ist Vater aufgewachsen. Seit einem Jahr besitzen sie ein Auto, es ist ein schwarzer VW Käfer, mit dem sie in die Ostschweiz unterwegs sind. Es ist die Zeit der langen Sommerferien. Die beiden Kinder werden zwei Wochen bei ihrer Grossmutter bleiben. Das rote Tretrad von Matthias ist auf dem Autodach, ebenso noch der Koffer mit den Kleidern der beiden Söhne. Es ist das Jahr 1970 und noch gibt es keine Autobahn zwischen Baden und Spreitenbach bis nach Zürich. Sie sind von Bern auf der Autobahn unterwegs gewesen, dann von Lenzburg über Bremgarten und den Mutschellen nach Dietikon. Diesmal hat Vater einen Abstecher nach Spreitenbach geplant. Dort waren sie noch nie. Heute findet ein Zwischenhalt beim kürzlich eröffneten Einkaufszentrum statt. Das hat Vater beschlossen. Vater hat in der Zeitung Bilder vom neuen Shoppingcenter gesehen, die Werbung kennt er von der Zeitung: Es sei ein Einkaufsparadies heisst es in der Werbung für das grösste Shoppingcenter der Schweiz, wo alles unter einem Dach zu haben sei. Die Parkplätze vor dem Einkaufszentrum seien gebührenfrei. Selbstbedienungsrestaurants wie in Amerika, wo man sich mit einem Tablett das Essen selber holen kann. Und Läden, ganz viele Läden unter einem einzigen Dach. Das will Vater sehen und beiden Söhnen und Mutter zeigen, obschon er selber noch nie da war. Kaum zu glauben die vielen Parkplätze! Unglaublich dieses grosse Gebäude und die vielen Angebote: Leuchtende Schaufenster nicht zu beiden Seiten einer Strasse, sondern im Innern eines grossen Gebäudes zu beiden Seiten eines breiten Gangs, in dem man sich hinsetzen kann. Eine Promenade in einem Haus. Pommesfrites und Schnitzel, AfriCola und Sinalco, man sitzt in einem Selbstbedienungsrestaurant, trägt das Tablett mit dem Geschirr selber weg und schaut zu, wie es auf einem Förderband durch eine Öffnung in einen Nebenraum gleitet. „So ist das in Amerika“, sagt Vater. Aber Vater war noch nie in Amerika. „So wird es später überall aussehen“, sagt er. Draussen im grellen Tageslicht glitzern die vielen Autos. Es ist an diesem Hochsommertag drückend heiss im Auto. Sie fahren weiter, doch bevor es richtig weiter geht, zeigt Vater auf die Hochhäuser: „Hier wohnen fünfzig Familien unter einem Dach“. Und weil sich die beiden Jungen das nicht vorstellen können, hält Vater vor einem der Hochhäuser an. Mutter bleibt im Auto, Vater und die beiden Jungens gehen Briefkästen und Glocken zählen. „Das ist wirklich wie in Amerika“, sagt Christoph nachher seiner Mutter im Auto.
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Ja, Amerika steht wohl weiterhin für Massenproduktion und Arbeitsteilung. Ich hoffe doch, dass der Urlaub ein schöner war.